Dienstag, 23. Oktober 2012
Wo ist Walter
Lange ist‘s her, dass ich versprochen hatte, jede Woche einen neuen Beitrag zu schreiben. Eben ist bereits über ein Monat seit meinem letzten, in Text verpackten Spracherguss dahingesiecht – entschuldigt die Verspätung.
Es ist jedoch nicht so, dass ich einfach meine Zeit hier verplempert habe – ganz im Gegenteil: ich habe ich so einiges in meine Zukunft investiert. In diesem Beitrag ein kurzer Abriss über den letzen Monat.

Zu Ende des letzten und zu Beginn dieses Monats fand die Mittsemesterprüfungssession statt. Ökonometrie III und II baten mit insgesamt drei Prüfungen zu Tisch. Für alle die sich nicht um darum scheren, was ich hier 90% der Zeit mache, dürfen den nächsten Abschnitt gerne überspringen.

Ökonometrie III

Was: In Ökonometrie III wird die ökonometrische Analyse von Zeitreihen behandelt. Die Basis dieser Analyse bilden autoregressive Modelle. Ein autoregressives Modell wäre zum Beispiel, die heutige Temperatur als eine Funktion der Temperatur von gestern und vorgestern zu beschreiben. Des Weiteren wurde uns die Kunst der Volatilitätsschätzung beigebracht (ARCH-Modelle).

Zweck: Die autoregressiven Modelle kann man benutzen, um Vorhersagen über künftige Ereignisse zu machen. Man extrapoliert also das Muster der Vergangenheit und geht implizit davon aus, dass sich die Geschichte wiederholt (Herder)?
Volatilität ist ein Parameter, der darüber Auskunft gibt, wie stark sich ein Wert im Laufe der Zeit ändert. Um unserem kreativen Wetterbeispiel treu zu bleiben: 30° - 15° - 35° = hohe Volatilität 30° –31° - 30° = tiefe Volatilität. Nun denn, fragt sich der ausdauernde Leser, hat er ach doch so einiges studiert (und scheint immer noch ein Tor zu sein) –was bringt’s? Nun Volatilität kann als Risiko verstanden werden – und kann Risiko eines Wetterumschwungs besser einschätzen als viele andere, kann man damit Geld verdienen. Noch einfacher als mit Wetter geht das natürlich mit Aktien und all dem Krimskrams, den sich die Finanzelite in den letzten 10 Jahren einfallen liess. Klingt nicht mal komisch, obwohl es so ist.

Ökonometrie II

Was: Hier betrachteten wir bis anhin Modelle die eine diskrete abhängige Variable haben (Probit, Multinomial) und „Überlebensraten“-Modelle. Eine diskrete abhängige Variable ist im einfachsten Fall: Ja oder Nein -> Was ist die Wahrscheinlichkeit eines Menschen mit Eigenschaften X dass er Ja zur nächsten Abstimmung sagt? Oder was war die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gast der Titanic starb (LINK PAPER) und insbesondere, durch welche Faktoren diese beeinflusst wurde. Die Überlebensratenmodelle (oder Failuretime-Models) behandeln die Frage, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine Beobachtung die bis anhin „überlebt“ hat noch einen Tag länger überlebt.

Zweck: Mit Hilfe der erstgenannten Modelle könnte man untersuchen, welche Faktoren die Teilnahme am Arbeitsmarkt beeinflussen und dementsprechend politische Massnahmen ergreifen. Die letztgenannten Modelle werden häufig tatsächlich in medizinischen Studien eingesetzt, wobei es dann eben ums überleben geht. Ein anderes Themengebiet ist die Schätzung der verbleibenden Dauer eines Streiks.

Selbstverständlich habe ich mich nicht nur mit der USP beschäftigt. Ich nahm mir auch die Zeit, ein verlängertes Wochenende in Delfinopolis zu verbringen. Alle, die nun schon die Trivialheuristik zur Anwendung bringen und auf ein Conny-Land mit Stadt tippen, muss ich glücklicherweise enttäuschen. Delfinopolis, das in etwa vier Autostunden von hier entfernt ist, ist eine kleine Stadt welche man über eine Fähre erreicht und in einem Naturschutzgebiet mit ungefähr 10-15 beschwimmbaren Wasserfällen liegt. Man fährt also mit dem Auto irgendwohin, wobei es einmal auch einen Bach zu durchqueren gab (mit einem Peugeot 207, wohlgemerkt), läuft noch zwanzig bis dreissig Minuten und lässt sich von einem Wasserfall die Schultern massieren.
Abgesehen von den abenteuerlichen Strassen, ist es beeindruckend, wie viel hier kreucht und feucht. Im Park habe ich zum ersten Mal Affen und einen Tukan in freier Wildbahn gesehen. Man muss schon sagen, dass die Vögel hier um einiges interessanter sind, als in der Schweiz.

Diese Woche habe ich es noch einigermassen gemütlich. Danach darf ich schon wieder auf die nächsten Prüfungen lernen… und der nächste Beitrag wird sicherlich weniger lange auf sich warten lassen.
Alles Gute
Check!

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Mittwoch, 12. September 2012
Semana da Patria
Letzte Woche feierte Brasilien die Unabhängigkeit von Portugal (Dia da Pátria). Die USP nahm dies zum Anlass, für eine Woche den Betrieb ruhen zu lassen. Netterweise lud meine Mitbewohnerin (Marília - stehend zweite von rechts) mich und eine Menge anderer (total = 10) zu sich in ihr Haus am Strand ein.

Das Haus befindet sich am Strand Itamambuca in der Nähe von Ubatuba im Staat Saõ Paulo. Während der Hinreise wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie riesig dieses Land ist. 7 Stunden Autofahrt auf der Autobahn von hier in Ribeirao Preto nach Ubatuba, und immer noch im selben Bundesstaat. Mit 248 209 Quadratkilometer ist dieser Staat nur ein sechstel kleiner als Italien - und ist gleichzeitig nur der 12. grösste Staat Brasiliens.


Errate, wer nicht Brasilianerin ist.

Die Tatsache das ein Haus am Strand in der Nähe eines Strandes liegt, wurde dann auch ausgiebig während der Woche ausgenutzt.

Abgesehen vom täglichen Besuch am Strand machten wir uns auch auf, Paraty zu besuchen. Eine historische Stadt an der Küste, in der, ehedem Ende des Goldrauschs in Minas Gerais, das begeherte Edelmetall nach Europa verschifft wurde. Dort stiess dann auch noch eine Austauschstudentin zu uns hinzu (errate Bild oben).

Die ganze Woche war wirklich toll: viel essen, viel trinken, ein wenig lernen und den Rest der Zeit mit netten Leuten am Strand verbringen. Und, obwohl "Geld keine Rolex spielt", verrate ich hier, wie viel "Grana" der Gringo liegen gelassen hat: 100 CHF mit alles ohne Scharf.

Mit einem grossen Dankeschön an die Familie Marílias - Check

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Sonntag, 19. August 2012
Klima
"Äs isch heiss und es heisst es wird nu heisser!" singt Herr Anaconda und man ist geneigt zu denken, dass er diese Zeile in Ribeirao Preto aufs Blatt gebracht hat.


Zeitungsausschnitt von 11.09.2012"

Das Klima in Ribeirao gehört gemäss dem Köppen-Geigerschen Schema der Kategorie Aw an:

A=Tropisch
w=wintertrocken

Das heisst, dass das Wetter hier momentan ausgesprochen trocken ist - seit 5 Wochen hat es hier nicht mehr ansatzweise geregnet und jeden Tag strahlt die Sonne. Die Temperatur kulminierte nun diese Woche (siehe oben).

40° Im Schatten sind schon nicht mehr ganz so lustig, auch wenn es staubtrockene 40° sind. Die Nasenschleimhäute und Klimaanlagen arbeiten am Limit und jeder Schritt zwischen 9-18 Uhr führt unweigerlich zu strömendem Schweiss. Auch wenn man sich nicht physisch anstrengend fortbewegt, ist es meistens so heiss, dass man sich schon manchmal fragt, wieso sich hier Menschen angesiedelt haben. Ganz zu schweigen, von der Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern.

Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass hier momentan Winter ist und sich vielleicht schon gefragt haben, wie denn um Gottes Namen der Sommer so sein wird:
Die Temperaturen im Sommer sind dieselben, nur dass es dann jeden Tag ein paar Mal regnet. Damit wird das Ganze hier dann erst recht zu einer feucht fröhlichen Sache.

Ich hoffe schwer, dass ich die ganz schlimme Phase hier nicht mehr erleben muss, da ich am 15.12. verreise. Mal schauen was oder wer zuerst stirbt: ich oder die Hoffnung.

Check

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Cliché
1.Karneval
2.Fussball
3.Spanisch
4.Frauen

Das sind wohl die 4 Dinge, die der Schweizerin oder dem Schweizer zu Brasilien einfallen. Da ich mich nun seit anderthalb Monaten in Brasilien befinde, erdreiste ich mich dazu, mein gesamtes Halbwissen zu diesen vier Klischees mit euch zu teilen ("Experte für eh alles" hiess das damals bei "Dorfer's Donnerstalk").

1. Karneval

Karneval ist wirklich ein so grosses Thema, wie man es in den Nachrichten und den Brasilienprospekten suggeriert und nicht nur das folkloristische Kondensat eines listigen Touristikers aus Rio. Jeder spricht gerne vom letzten Karneval, den er am Besten irgendwo in einem unbekannten Kaff mit ein paar Freunden verbrachte. Und jeder schaut mich mitleidig an, wenn ich ihm von meinem Rückreisedatum erzähle ("I'll be back" sage ich dann, mit gekonnt imitiertem Austria-Einschlag).
"Der Karneval in Rio ist gut, der Karneval in Salvador ist besser" - dies ist in etwa der Grundtenor der Auskünfte für den wissbegierigen "Gringo". An alle Karnevalsjekken unter euch, die bereits erste Skizzen ihres Karnevalskostüms anfertigen: In Rio und noch um einiges schneller in Salvador kann es geschehen, dass man euch einlädt, euer Hab und Gut abzugeben - meistens mit einer Pistole am Kopf. Also immer vorsichtig durch die dunklen Gassen torklen - oder so.

2.Fussball

"Der brasilianische Fussball ist weltweit der Beste."
"Die braslianischen Fans sind weltweit die fanatischsten."
Mit dieser teutonischen Bescheidenheit beschreiben die Brasilianer den hier in der Serie A gespielten Fussball. Leider ist dies eine krasse Fehleinschätzung, die ich hier mal wohlwollend den beschränkten Kenntnissen des Auslands, in diesem Land von kontinentalen Ausmassen, zuschreibe.
Das Niveau der Spiele erinnert eher an die 2.Bundesliga, als an die höchste Spielklasse einer Fussballmacht. Taktisch und physisch auf dem Niveau der achtziger Jahre, figurieren hier die in Europa bereits ausgemusterten Spieler wie Ronaldo (bis vor einem Jahr bei Corinthians, BMI schon damals wohl so bei 27.5), Ronaldinho oder Luis Fabiano unter den besten der Liga.
Auch zur zweiten Aussage kann man sich, angesichts der gähnend leeren Stadien und einem entsprechenden Zuschauerschnitt von gerade mal 11.000 Zuschauern, höchstens ein müdes Lächeln abringen. Auch hier: wohl eher 2.Bundesliganiveau.
Nichts desto trotz kam ich natürlich nicht drum herum, mir ein Lieblingsteam auszususchen: die Entscheidung fiel dann in einem Laden mit Flip-Flops, in dem ich als unmündiger Gringo die Schlappen des FC Sao Paulo aus dem Regal zog, sprich Schicksal! Die meisten wird es nicht verwundern, dass der FC Sao Paulo in etwa dem FC Bayern Brasiliens entspricht - und in der letzten Saison leider ähnlich viele Titel gewann wie sein Bruder im Geiste aus Bayern.
Der grösste Rivale des FC Sao Paulo ist ein anderer Club aus Sao Paulo: der FC Corinthians. Dieser gewann letztes Jahr so circa alles, was es in Süd-Amerika zu gewinnen gibt (Stichwort hier: Copa dos Libertadores). Umso mehr Genugtuung konnte dann aus dem Sieg über den FC Corinthians am letzten Sonntag gezogen werden.

3. Spanisch

Die Brasilianer sprechen in der Tat Portugiesisch - jedoch, wie die meisten sicherliche wissen, eine andere Form als das europäische Portugiesisch. Das typische "sch" wird hier durch ein scharfes "s" ersetzt. Dafür wurden so einige andere Zungenbrecher eingeführt, mit Variationen zwischen den verschiedenen Regionen Brasiliens. Allgemein wird aus einem "de/te/di/ti" ein "dschi" bzw. ein "tschi", was dann für das Schweizer Ohr doch zu belustigenden Klangerlebnissen führen kann.
Hier einige Beispiele (rechts mit deutscher Aussprache)

Bom Appetite = Bô apetitschi
Divertimento = Dschivertschimento
Didier Drogba = Dschidschier Drogiba

Im letzten Beispiel der Liste klingt bereits eine andere Eigenheit der brasilianischen Aussprache an. Die Anglizismen werden hier gnadenlos durch die portugiesische Zunge niedergemäht. Häufig wird am Ende oder Mitten im Wort dann noch ein "i" eingefügt (siehe oben).
Noch einmal einige Beispiele (rechts mit deutscher Aussprache)

Insight = Insietschi
Batman = Batschimaan
Mac Beth = Maaki Bett

Für Ribeirao Preto ist es typisch, den "R" texanisch auszusprechen. Also in etwa so, wie man mit einer heissen Kartoffel sprechen würde.

Mit dem portugieschen Portugiesisch im Ohr, gab es zu Beginn doch einige Verständigungsprobleme. Diese und die portugiesische Aussprache sind nun eigentlich weg - was nicht heissen soll, dass ich auch nur annähernd einen halbwegs passablen Akzent hätte. Unglücklicherweise leiden meine sprachlichen Fortschritte doch unter dem steten Fluss an Arbeit, der für die Vorlesungen anfällt.

4.Frauen

Frauen gibt es hier auch - solche die dem Klischee aus der Langstrasse eher und andere die ihm weniger entsprechen. Ansonsten nehme ich mir die Freiheit, dieses Minenfeld an politisch unkorrekten Aussagen gesund wieder zu verlassen und belasse es dabei.

Check

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Sonntag, 12. August 2012
Der Prozess
Die Krake Bürokratie ist in Brasilien ein Tier von enormen Ausmassen und kafkaesker Eleganz (entschuldigen sie bitte, aber einmal musste ich einfach "kafkaesk" verwenden, mein Naturell kann nicht anders).

Das sieht dann ungefähr so aus:

Um ein Bankkonto als Ausländer zu eröffnen, braucht man:
-Registration der Ausländerbehörde (RNE-Nummer),
-eine privaten Kadasternummer (CPF),
-eine Wohnsitzbestätigung durch den Hauptmieter, dessen Unterschrift durch ein Cartorio, wo dieser seine Unterschrift hinterlegt hat, bestätigt werden muss,
-damit man ja niemanden betrügt benötigt man zudem eine Telefon- oder Gasrechnung auf den Namen des Hauptmieters,
-Selbstverständlich den Pass
-und wie immer hier: Name der Mutter
-zu guter Letzt noch zwei Referenzen von Brasilianern.

Der Name der Mutter, manchmal auch der Eltern, ist für das Leben hier in Brasilien ungemein wichtig. Darum lohnt es sich auch, eine Geburtsurkunde mit sich zu führen, um etwaige Verwechslungen, die selbstverständlich trotz eindeutiger Passnummer, eindeutiger CPF und eindeutiger RNE häufig auftauchen könnten, vorzubeugen.

Damit man nicht vergisst, dass man sich auch auf dem Campus in Brasilien befindet, werden solche bürokratischen Winkelzüge und Dreifachspurigkeiten auch hier mit Wollust angewendet.
So existiert ein eigener Lernbereich für die Masterstudenten, welcher permanent zugänglich ist. Um ihn jedoch während des Wochenendes zu benutzen, muss man sich zuerst in eine Liste beim Büro der Masterstudenten einschreiben. Das heisst, die Einschreibebestätigung für den Masterstudiengang genügt zwar von Montag-Freitag, nicht jedoch am Wochenende. Sehr wahrscheinlich, weil sich sonst, und dass ausschliesslich am Wochenende, extrem viele nicht-Masterstudenten mit einer Einschreibebestätigung für den Master in diesem nicht für sie bestimmten Lernbereich aufhielten. Gestern fühlte ich mich jedenfalls nicht stark von diesen skrupellosen Gesetzesbrechern belästigt - vermutlich weil ich ALLEINE dort war.

Glücklicherweise besitzt die Uni extra ein Büro, welches ausländische Studenten bei den verschiedenen Prozeduren unterstützt. Und damit nähren wir uns auch langsam einem der Gründe für diese nicht enden wollende Redundanz an Prozeduren: es leben einfach zu viele Leute von dieser Bürokratie und deren Externalitäten. Zudem ist es ein weiteres probates Mittel, um die meistens wenig gebildeten, armen Schichten des Landes dort zu behalten wo sie sind: zuunterst.

Mehr zu: "Wie kann ich Leute über 50 Jahre versklaven, ohne dass sie es merken für Dummies" in einem der nächsten Beiträge.

CHECK!

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Sonntag, 12. August 2012
Fazemos uma festa
Wie an einer Uni so üblich, finden sich nach der ersten Uni-Woche Menschen zusammen, um ein wenig zu feiern. Diejenigen Leser die mich kennen, und das werden die meisten sein, werden wissen, dass es mir ab und dann gefällt, dort mitzumachen.
Letzten Donnerstag war ich also am Fest der philosphischen und musischen Fakultät hier.
Die Parties an der Uni sind äusserst "minimal": eine kleine Bühne, ein Parkplatz im Uni-Campus, eine Kasse um Bons für Bier und Wodka zu kaufen und mehrere mit Eis gefüllte Kühltruhen mit Bier. Dementsprechend bewegte sich das Alter des Publikums auch zwischen 18-21 Jahren.

Tags darauf erwartete mich eine Party am anderen Ende der Stilskala. Einig Kommilitonen der meiner Klasse luden mich zu einer Gay-Party ein. Für alle von euch, die sich jetzt Hoffnungen machen, weil ich scheinbar das Ufer der sexuellen Glückseligkeit gewechselt habe, muss ich leider enttäuschen. Die Homoparties hier sind um einiges weniger „Homo“ als in Zürich. Für 70 Reais = 35 CHF gab es einen schickes Lokal, Bier, Cocktails und Essen a discrétion.



Neben den Standardfesten mit open-bar, wurde ich auch noch an eine kleine Geburtstagsfeier einer Mitschülerin eingeladen. Sie organisierte bei einem Mitschüler zuhause ein Abendessen. Zum Speisen gab es ein klassisch brasilianisches Menu: Käsefondue! „Das nächste Mal bleibe ich in der Schweiz“ dachte ich mir und fürchtete mich schon vor der kommenden kulinarischen Apokalypse. Meine Ängste wurden dann nicht ganz erfüllt: Geschmack ok, Konsistenz naja (kommt halt davon, wenn man Gouda als Käse zur Fonduezubereitung missbraucht). Jedoch macht sich ein Fondue bei 20 Grad Aussentemperatur halt einfach doch nicht ganz so toll. Wie schon erwähnt, gibt es hier häufiger Häuser mit Pool – in diesem Fall sogar mit Wasserfall (muito chic – würden die Brasilianer sagen und es ungefähr so aussprechen: muitu schiggi!). Anscheinend ist es dann Tradition, dass sich das Geburtstagskind in den Pool stürzt, was dann auch geschah. Ich konnte mich glücklicherweise davor drücken, als Gringo mit in den Pool gedrückt zu werden, da ich nach den beiden anfangs erwähnten Festen schon einmal krank im Bett lag.

Die Leserin oder der Leser sehen, dass die soziale Integration hier in Brasilien nicht wirklich schwierig verläuft und ich bin ehrlich gesagt froh, nicht brasilianischer Austauschstudent in Zürich zu sein.

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Dienstag, 31. Juli 2012
USP
Gestern wurden wir Austauschstudenten durch die Uni empfangen. Neben vielen nützlichen und unnützen Informationen gab es selbstverständlich noch einen Fototermin, an dem wir alle durch unsere natürliche Schönheit glänzten.



Unglücklicherweise konnte ich wegen einer Vorlesung nicht an der dynamische Aktivität zur Förderung des Gruppenzusammenhalts teilnehmen - es wurde mir jedoch berichtet, dass es sehr lustig gewesen sein soll.

Die ersten Vorlesungen hier an der USP waren bereits relativ anstrengend und mit Hausaufgaben wurden auch nicht gegeizt. Neben Ökonometrie II und III werde ich noch Industrieorganisation besuchen. Die üblichen Sprachprobleme werden momentan leider noch um einige Administrationsschwierigkeiten ergänzt: so fehlt mir momentan noch der Zugang zur Onlinelernplattform. Zum guten Glück sind die Kommilitonen hier um einiges hilfsbereiter als in einem fernen, kleinen Land (unter Teutonen auch als Stachelschwein bekannt). Die Infrastruktur an der FEA-RP, der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni hier, ist in einem sehr guten Zustand und für die Post-Graduierten gibt es sogar einen eigenen Bereich mit Arbeitsplätzen und einer kleinen Kafeteria.

So kann ein Campus aussehen

Aussicht auf den See im USP-Campus

Das Studiensystem ist hier sehr verschieden. Die Studenten an der USP absolvieren normalerweise während fünf Jahren das Graduierten-Programm. Danach kann, will und, hier leider natürlich auch, wer es sich leisten kann, den Mestrado machen. Die Hürden dafür sind jedoch relativ hoch und die Zahl der Studenten im Mestrado ist dementsprechend gering: 13 Stück partizipieren momentan am Programm der Ökonomie. Die Vorlesungen setzen dementsprechend auch eine recht hohe Kadenz an den Tag und das Niveau entspricht in etwa den schwierigeren Makrovorlesungen an der UZH. Ich darf mich also auf ein lehrreiches Semester freuen!

Ungefähr 70 000 Studenten studieren an der USP an 7 verschiedenen Standorten im Estado do Sau Paulo, was sie zur grössten brasilianischen Uni macht. Sie ist die beste Uni Lateinamerikas und ein Studienplatz, obwohl gratis, können in der Regel nur diejenigen Menschen ergattern, welche eine Ausbildung an einer Privatschule genossen haben. Die meisten anderen scheitern an den Aufnahmeprüfung. Wenig überraschend bildet der Campus hier in Ribeirao Preto deswegen ein Paralleluniversum, welches mit der Realität wenig gemein hat. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Lage des Campus in einer ehemaligen Kaffeeplantage (angeblich die grösste Brasiliens). Eingezäunt und geschützt durch eine unieigene Polizei, strebt man in idyllischer Abgeschirmtheit den akademischen Meriten nach.

Mehr ein ander Mal...

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Sonntag, 29. Juli 2012
Wie es mir gefällt
Der Wohnungsmärit in Ribeirao Preto präsentierte sich glücklicherweise um einiges entspannter als derjenige in 2nd Downtown Switzerland. Ich wurde relativ schnell fündig. Wie bei einigen von euch schon angekündigt, habe ich mich in einer Républica (Studenten-WG) eingenistet und wohne nun mit 3 Männern und 2 Frauen zusammen. Gemischte WG's sind hier die absolute Ausnahme, umso mehr bin ich froh, dem Hygiene-Fiasko einer brasilianischen Männer-WG (meistens direkte Nachkommen des Augias) entkommen zu sein.

Einmal malen bitte!

Das Haus liegt relativ weit ausserhalb des Stadtzentrums, dafür nahe beim Campus - 15 Minuten zu Fuss bis zur Fakultät. Dies erleichtert es mir enorm, das Leben autonom zu führen - soll heissen, ohne dass ich mich hier zu oft in die Fänge des öffentlichen Verkehrs begeben oder sonst irgendwelche motorisierten Mitmenschen belästigen muss.

Für kleine Spione:

https://maps.google.com/maps/ms?ll=-21.166224,-47.851711&spn=0.001616,0.00284&t=h&z=19&vpsrc=6&msa=0&msid=217949969266060010096.0004c5f9698716d07612f

Hier ein Abriss:
-6x Mensch
-2x Bad
-2x Garage
-1x Küche
-1x Stube
-1x Hof
-1x Pool
-1x Elektrozaun auf der Hausmauer
-1x Putzfrau
-1x Internet
-1x Waschmaschine
-1x Sicherheitsdienst für das Quartier
-1x Busstation (verwaist)

Siehe: Bilder

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Freitag, 27. Juli 2012
Definiere Gastfreundschaft
Während der Suche nach einer Bleibe stattete ich einer Republica (Studenten-WG) einen Besuch ab. Als ich dort ankam, stellte es sich jedoch heraus, dass das Zimmer leider schon in den Händen eines Teutonen lag (immer dasselebe mit diesen Leuten - Command and Conquer). Jedoch bot man mir an, dass ich bei Ihnen bleiben könne, so lange ich auf der Suche nach einem Zimmer sei. Selbstverständlich nahm ich das Angebot, welches mir einige Übernachtungen im Hotel ersparte, an und ass dann auch noch etwas zu Mittag (wenn man ja schon mal da ist...). Als ich mich auf den Weg machen wollte, konnte ich mich nicht erwehren, mich zum Hotel chauffieren zu lassen. Dies ersparte mir eine holprige Fahrt in einem Bus, dessen Ziel ich nicht kenne (an dieser Stelle möchte ich Ulisses und seiner WG etwas sagen: MERCI).

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Bem Vindo
Liebe Freunde, Bekannte, Verwandte, Kollegen, Kommilitonen und alle weiblichen Pendants davon - bem-vindo.

Dieser Blog wird genau bis zum 4.02.2013 wöchentlich aktualisert. Er dokumentiert mein Austauschsemester in Brasilien und soll ein wenig den Austausch mit der achso fernen Heimat erleichtern.

Ich empfehle euch, eure intellektuellen und literarischen Ansprüche während des Aufenthalts auf diesem Blog beiseite zu schieben.

Falls ihr eminent grandiose Kommentare zu schreiben habt - zögert nicht, euren intellektuellen Ausfluss mit uns allen zu teilen (sehr wahrscheinlich bleibt der Social Impact jedoch lokal begrenzt).

Check!

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